Das Lochfest
Es ist ungewöhnlich, dass Löcher in aller Öffentlichkeit gefeiert werden. Erstaunlich, verwirrend gar: ein Fest um ein Loch, das es nicht gibt. Dennoch feiern wir es, wenn auch unregelmäßig, immer noch: am 21. März und am 21. September, bei uns in Pollonia mit unseren Freunden und Gästen.
So fing es an: Vor vielen Jahren an einem schönen Septemberabend saß ich mit meiner Mutter und Freunden wie so oft an unserem Verandatisch, und wir bemerkten mit Erstaunen, dass die untergehende Sonne uns genau durch das Felsenloch zublinzelte, das sich oben im Bergrücken des Kalojeros befand, um danach seiner abfallenden Schräge entlang ins Meer zu rutschen. In jenem Moment, als uns das Datum bewusst wurde, der 21. September, Tag- und Nachtgleiche auf der ganzen Welt, war atemberaubend klar, dass wir uns an einem magischen Ort befanden. Unsere Vermutung, dass dasselbe auch am 21. März geschehen müsse, bestätigte sich im folgenden Jahr, und es war wie eine Selbstverständlichkeit, dieses Phänomen, gleichzeitig mit der Dankbarkeit, an diesem Platz "gelandet" zu sein, zum Anlass für ein Fest mit Freunden zu nehmen.
Seitdem gibt es an jenen Tagen bei uns gut zu essen und zu trinken, oft selbstgemachte Musik und in jedem Fall ein fröhliches Zusammensein. Herr Belivanakis hat in seiner Milos-Zeitung diesem Ereignis einen Artikel gewidmet unter dem Titel: ein seltenes Phänomen.
Vor einigen Jahren an einem Wintertag mit Starkregen wurde der äußere Lochrand dann fortgespült, so dass das Loch nun keines mehr ist. Wir aber führen unseren schönen Festbrauch fort, und manch einer hat uns schon Ersatzlöcher mitgebracht, Löcher in Kieseln, gemalte Löcher, selbstgebaute Löcher. Und da uns bewusst ist, dass es viele schöne Löcher gibt auf dieser Welt, wollen wir sie, wenn uns danach ist, gern auch in Zukunft alle feiern.