Pollonia damals
Die Autofahrt für die 10 km von Adamas nach Pollonia dauerte mehr als eine Stunde, und man schaukelte von Schlagloch zu Schlagloch auf der staubigen, gewundenen Strecke. Pollonia war abgelegen und daher reizvoll für mich. Ein kleines Dorf mit einigen Häusern, die sich um die Hafenmole und das Kirchlein Ag. Paraskevi gruppierten. Ein paar weiß-bunte Fischerboote lagen am Kai.
Sehr einladend war der Sandstrand mit den Tamarisken. Und dann natürlich das Kafenion von Kiria Katina und Thodoris. Omelett mit Patates und Fassolada waren die Spezialitäten des Hauses, und es gab kaltes Fix-Bier. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn Pollonia war damals noch nicht elektrifiziert. Aber hinter dem Lokal blubberte ein Malkotsi-Einzylinder-Diesel und trieb einen Generator an. So gab es dort also einen Kühlschrank, einen milchigen Fernseher und elektrisches Licht. Abends kamen die Männer des Dorfes nach ihrer Arbeit in den Minen zum Kartenspielen, Kunkan und Xeri.
Auf der anderen Seite der Hafenbucht, der flachen Halbinsel Pelekuda, gab es einige Häuser, auf der dem offenen Meer zugewandten Westküste dagegen keine. Dort konnte ich für wenig Geld ein kleines Grundstück kaufen, 15 Schritte vom Wasser entfernt mit einem kleinen Strand davor. Von den Dörflern gab es dafür wenig Lob, mehr Unverständnis: viel zu nah am (aggressiven) Meer und überhaupt: was will hier ein Deutscher? Die "Migrationen" fanden damals eher in die andere Richtung statt, in Deutschland wurden Gastarbeiter angeworben.
Ich war Student und verbrachte fortan allein oder mit Freunden die Sommersemester hier, nachdem bald ein bescheidenes Häuschen entstanden war, ausgestattet mit Petroleumlampen, Gaskocher und Matratzen auf dem Boden. Trink- und Brauchwasser war das vom Flachdach gesammelte Regenwasser des Winters, in der Zisterne unter dem Haus kühl aufbewahrt. Aus dem Cassettenrecorder, angetrieben von einer alten Autobatterie kamen die Stones, The Who, Led Zeppelin und vieles andere Schöne.